Das Ende der Kiez-Kultur - Stehen Spätis vor dem Aus?
In Berlin Mitte droht Bezirksbürgermeister von Dassel das bestehende Ladenschlussgesetz nun strikt auf Spätkäufe anzuwenden. Spätis leben aber vor allem von der Sonntagsöffnung und machen an diesem Tag ihren Hauptumsatz. Eine Schließung am Sonntag ist existenzbedrohend. Von Dassel will sogar über ein Alkoholverbot wie in Baden-Württemberg nachdenken. Seinen Parteikollegen Boris Palmer wird es sicher freuen.
„Das Leben in der Hauptstadtmitte spielt sich gerade in der warmen Jahreszeit draußen und somit auch auf den Straßen ab“, kritisiert Fraktionsvorsitzender Felix J. Hemmer die Pläne von Dassels. „Einwohner und Touristen freuen sich gleichermaßen über Restaurants, Spätis und Open-Air-Veranstaltungen wie Freilichtkino und Public Viewing – gerade auch am Sonntag. Zudem ist das Einkaufen in den Kiezen von Mitte ein wesentlicher Standortfaktor.“
Kunden und Ladeninhaber sollen selbst entscheiden können, wann sie einkaufen gehen oder ihr Geschäft öffnen. Die Abschaffung des Ladenschlussgesetzes ist deshalb längst überfällig. Dabei müssen selbstverständlich Regelungen zum Lärmschutz von Anwohnern, zur Müllentsorgung sowie zur Hygienesituation vor Ort getroffen werden.
„Wir setzen hier auf individuelle Lösungen für einzelne Orte, an denen es Probleme gibt“, so Hemmer. „Der Runde Tisch Weinbergsweg /Rosenthaler Straße ist solch ein Beispiel. Den Weg in die vollständig ruhige und sterile Innenstadt wird die FDP-Fraktion Mitte allerdings nicht mitgehen. Gerade unsere Spätis machen die authentische und lebendige Atmosphäre von Mitte aus. Spätis werden gebraucht, auch für Mitte-Bewohnerinnen und Bewohner, die unterwegs sind und sich so versorgen wollen. Das ist der Unterschied zwischen Berlin-Mitte und Tübingen.“